Der erste Teil unserer Estrich-Reihe hat sich mit grundsätzlichen Fragen zum Thema Estrich befasst. Wir haben uns angeschaut, wie Estrich hergestellt wird, ob er für Fußbodenheizungen geeignet ist und warum ein Estrich eine gute Voraussetzung für unsere Qubo® Bodenbeschichtungen wie Steinteppich, Mikrozement, Epoxidharz und Qubo® Terrazzo ist. In diesem Teil finden Sie einen Überblick über die verschiedenen Estricharten sowie ihre Eigenschaften.
Unterscheidung der Estricharten nach ihren Bindemitteln 5 verschiedene Estricharten
Das Bindemittel ist der Hauptbestandteil des Estrichs. Desweiteren besteht er aus einem Zuschlag, Wasser, Zusatzstoffen und Zusatzmitteln. Basierend auf dem Bindemittel unterscheidet man fünf verschiedene Estricharten
- Zementestrich (CT)
- Calciumsulfatestrich / Anhydritestrich (CE oder CA)
- Gussasphaltestrich (AS)
- Magnesiaestrich (MS)
- Kunstharzestrich (SR)
Zementestrich
Der Klassiker unter den Estricharten ist der Zementestrich. Zur Herstellung werden Kies in verschiedenen Körnungen (von fein bis üblicherweise 8 mm), Wasser und Zement angemischt. Privat und gewerblich wird er am häufigsten eingesetzt. Sowohl im Innen- als auch im Außenbereich kann er verwendet und in mehreren Festigkeitsklassen hergestellt werden. Nach dem Aushärten hat er den Vorteil der Beständigkeit gegenüber Wasser. Auch Kälte und Hitze stellen kein Problem dar. Zudem ist er preisgünstig und als Heizestrich geeignet.
Calciumsulfatestrich / Anhydritestrich
Nicht weniger weit verbreitet als der Zementestrich ist der Anhydritestrich. Man nennt ihn auch Calciumsulfatestrich, da hier das Bindemittel Calciumsulfat ist. Dabei handelt es sich um gebrannten Gips. Neben Gips besteht der Anhydritestrich aus Wasser und einigen Zusätzen.
Er ist formbeständig, weitestgehend frei von Rissen und sehr schnell begehbar. Anhydritestrich ist einfach zu verarbeiten, denn er lässt sich sehr leicht auftragen und abziehen. Durch Zugabe von Kunstharzen kann die Härte von Calciumsulfatestrich gesteigert werden. Da er wärmeleitend ist und nur wenig Spannung hervorruft, wird er trotz seiner eingeschränkten Hitzebeständigkeit gerne als Heizestrich im Trockenbau verwendet. Anders als der Zementestrich eignet er sich allerdings nicht für Feuchträume und zur Verlegung im Außenbereich, da Gips leicht Wasser aufnimmt.
Vorsicht! Aus gesundheitlicher Sicht ist er als bedenklich einzustufen, wenn das Calciumsulfat künstlich gewonnen wurde und der Estrich viele chemische Zuschlagstoffe enthält.
Gussasphaltestrich
Im Gegensatz zu anderen Estricharten ist der Gussasphaltestrich tiefschwarz. Das liegt an seinem Bindemittel, dem Bitumen, welches bei der Destillation von Erdöl gewonnen wird. Sand, Splitt und Steinmehl werden dem Bitumen zur Erstellung des Gussasphaltestrichs beigemischt.
Er wird bei hohen Temperaturen zwischen 220 und 250 Grad Celsius aufgetragen. Dadurch muss diese Art von Estrich nicht verdichtet werden. Auch lange Trocknungszeiten entfallen. Weitere Vorteile des nicht ganz so günstigen Gussasphaltestrichs sind folgende:
- Nach nur einem Tag ist er bereits belegfähig
- Er eignet sich für Nassräume und den Außenbereich
- Er ist wärme- und schrittschalldämmend
Gegenüber anderen Estricharten kommt er mit vergleichsweise geringen Einbauhöhen aus. Wegen seiner Elastizität reagiert er bei schwankenden Temperaturen kaum mit Spannungen.
Ein Nachteil ist, dass bei seiner Verarbeitung gesundheitsschädliche Emissionen entstehen können.
Magnesiaestrich
Der auch unter dem Namen Steinholzestrich bekannte Magnesiaestrich besteht nur aus organischen und nicht aus künstlichen Zusätzen. Deshalb wird er oft bei Altbausanierungen oder ökologischen Neubauten verwendet. Es ist aber beim Verlegen des Magnesiaestrichs darauf zu achten, dass die Raumtemperatur nicht unter 10 Grad Celsius beträgt. Außerdem sollte der Raum trocken sein. Auch während und nach der Trocknungsphase verträgt er keine Feuchtigkeit.
Nachdem der Estrich verlegt wurde, kann er ungefähr zwei Tage später bereits betreten und nach weiteren drei Tagen belastet werden. Weitere Vorteile dieses ökologischen Estrichs bestehen darin, dass damit auch große Flächen fugenfrei verlegt werden können. Auf Wunsch kann der Estrich eingefärbt werden. Schwindrisse treten selten auf.
Kunstharzestrich
Zur Herstellung des Kunstharzestrichs wird Kunstharzmörtel mit einem synthetischen Bindemittel wie Epoxidharz oder Polyurethan gemischt, so wie es auch bei vielen unserer Dekorböden* der Fall ist. Hinzu kommt Quarzsand als Zuschlagstoff. Kunstharzestrich ist ein sogenannter Verbundestrich. Das bedeutet, dass er sich fest mit dem Untergrund verbindet.
Dieser Estrich muss speziell für die vorgesehene Baustelle angemischt werden und ist nicht einfach zu verarbeiten, weshalb die Arbeit unbedingt von einem Profi durchgeführt werden sollte. Am Ende des Tages überwiegen jedoch seine Vorteile: Er ist sehr robust und widerstandsfähig sowie unempfindlich gegen Feuchtigkeit und Kälte.
*Zu unseren Dekorböden zählen unter anderem Steinteppich, Mikrozement, Epoxidharz und Qubo® Terrazzo.
Unterscheidung der Estricharten nach Konstruktion & Funktion Estrich auf Dämmschicht: Schwimmender Estrich bzw. Heizestrich
Aufgabe dieser Estrichart ist es, die Wärmedämmung sowie auch den Trittschall von Böden zu verbessern. Da die Estrichplatte nach Einbau in alle Richtungen beweglich ist, spricht man hier auch von einem schwimmend verlegten Estrich. Ein auf einer Dämmschicht hergestellter Estrich ist auf seiner Unterlage beweglich und weist keine unmittelbare Verbindung mit Wänden oder anderen Bauteilen wie Rohren oder Stützen auf. Als Randbegrenzung zu den Wänden müssen deshalb zusammendrückbare Kunststoffstreifen aufgestellt werden.
Die Nenndicken für Zementestriche auf Dämmschichten sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu zählen die Nutzung – beheizter oder unbeheizter Estrich – die Biegezugfestigkeit des Estrichs, sowie die Art und Dicke der Dämmschicht.
Sind in dem Estrich oder der Dämmschicht Heizelemente eingebaut, handelt es sich um einen sogenannten Heizestrich.
Estrich auf Trennschicht
Hierbei wird der Estrich von dem tragenden Untergrund durch eine dünne mehrschichtige Zwischenlage getrennt. Ein Estrich auf Trennschicht wird angewandt, sofern keine Wärme- oder Schallisolierung erforderlich ist. Meist kommt er bei Kellerräumen, Balkonen und Terrassen zum Einsatz.
Der Aufbau ist ähnlich wie beim schwimmenden Estrich. Auf die Rohdecke wird eine Trennschicht aufgebracht, die beispielsweise aus Polyethylenfolie oder Rohglasvlies hergestellt ist. Die Trennschicht wird, außer bei Gussasphaltestrich, zweilagig ausgeführt. Reibungen am Untergrund werden dadurch verringert und es werden Festpunkte durch Verschieben der Trennschichten in der Einbauphase verhindert. Die abschließend vorzusehende Abdichtung dient zum Schutz vor eindringender Feuchtigkeit aus dem Boden.
Zusätzlich können durch Einbau einer Trennschicht kleine Bodenunebenheiten ausgeglichen werden. Die Dicke des anschließend aufgetragenden Fließestrichs ist vom verwendeten Bindemittel abhängig. Beim Zementestrich sollte eine Dicke von 35 mm nicht unterschritten werden. Bei Calciumsulfat- und Magnesiaestrich sollte die Dicke mindestens 30 mm, bei Gussasphaltestrich 25 mm und bei Kunstharzestrich mindestens 15 mm betragen.
Verbundestrich
Diese Estrichart eignet sich vor allem bei hohen Belastungen. Der Verbundestrich wird mit dem darunter liegenden Boden direkt verbunden und erhält unter anderem dadurch seine hohe Stabilität. Er stellt eine einfache und kostengünstige Variante dar, wenn auf eine schall- und wärmespendene Zwischenschicht verzichtet werden kann. Deshalb wird er gerne in Kellern und Garagen eingesetzt.
Da der Estrich dieser Art direkt auf der Unterkonstruktion aufliegt und fest mit ihr verbunden sein muss, wird er idealerweise im Nass-in-nass-Verfahren erstellt: Dabei wird der Verbundestrich aufgetragen, während der zementgebundene Unterbau noch feucht ist. Um eine gute Haftung zu erlangen und keine Dehnungsrisse entstehen zu lassen, sollten die Materialeigenschaften des Estrichs möglichst identisch mit denen des Unterbaus sein.
Hartstoffestrich
Hartstoffestrich wird als Industrieestrich vor allem in Garagen sowie in Lager- und Produktionsshallen verwendet. Die in der Industrie hochbeanspruchten Estriche werden auch als Hartstoffestriche bezeichnet, da sie Hartstoffe enthalten, die besonders abriebfest sind. Dazu zählen z.B. Natursteine, Metalle, Schlacke, Elektrokorund und Siliziumcarbid. Unterteilt werden sie in drei Beanspruchungsgruppen. Als Bindemittel eignen sich Zement, Magnesia, Gussasphalt und Kunstharze. Zementgebundener Hartstoffestrich wird einschichtig im Verbund oder zweischichtig auf Trenn- oder Dämmschicht ausgeführt. Dabei sind in der Normung für die zweischichtige Ausführung die Anforderungen an die unter der Hartstoffestrichschicht liegende Übergangsschicht genau beschrieben. Die Dicke der Hartstoffestrichschicht richtet sich nach der Beanspruchungsgruppe und der Festigkeitsklasse, die benötigt wird und wiederum in Abhängigkeit von den beigemischten Hartstoffen zwischen 4 und 15 mm variiert.
Industrieestrich
In der Altbausanierung oder bei besonders beanspruchten Böden in der Industrie und im Gewerbebau geht es um fachgerechte, effiziente Lösungen, die nur von einem qualifizierten Meisterbetrieb durchgeführt werden können. Unsere Partner beim Einsatz und der Herstellung von Spezial-Estrichen bieten Ihnen eine fachgerechte Beratung und Ausführung Ihrer besonderen Ansprüche. Dazu zählen die Erstellung von Epoxidharzestrichen, Schnell- und Drainage-Estrichen, Leichtestrichen, Spachtelungen und die Betonglättung. Doch auch, wenn es ums Erstellen und Schleifen von unserem Qubo® Terrazzo geht, sind unsere Schleifexperten die 1. Wahl.
Aufgrund der besonderen Anforderungen, die ein Industrieestrich erfüllen muss, wird er auch als Nutzestrich bezeichnet.
Folgende Aufgaben hat ein Industrieestrich:
- Beständigkeit gegen Chemikalien und Säuren
- Befahrbarkeit für Gabelstapler u.ä.
- Rutschfestigkeit
- Verschleißfestigkeit
- Standfestigkeit
- Abriebfestigkeit
Unterscheidung der Estricharten nach Herstellung
Baustellenestrich
Wenn allgemein über Estrich gesprochen wird, ist meistens vom Baustellenestrich die Rede. Er kann unterschiedliche Bindemittel beinhalten. Von Calciumsulfat über Magnesia bis hin zu Zement. Diese Estrichart wird entweder frisch auf der Baustelle angemischt oder schon als vorbereiteter Estrich geliefert. Der Estrichleger verteilt den Estrichmörtel feucht auf dem Boden und zieht ihn dann mit einem speziellen Werkzeug ab. Diese Vorgehensweise muss absolut gerade und akkurat geschehen, damit sich am Ende des Tages keine unschönen Unebenheiten bilden und sich diese auf den später verlegten Fußboden übertragen.
Fließestrich
Aufgrund der körperlich extrem anstrengenden Verarbeitung des Baustellenestrichs wird heutzutage häufig der Fließestrich bevorzugt. Bei dessen Verwendung kann man sich das waagerechte Abziehen des Estrichs sparen. Die Masse nivelliert sich dank der Schwerkraft praktisch von selbst. Dass der Estrich so gut fließt, liegt daran, dass ihm ein Fließmittel beigefügt wird, das in einer Mischpumpe homogen mit dem Estrichmaterial vermengt wird. Mit einem Schlagbesen werden anschließend die Lufteinschlüsse herausgeschlagen. So kann der Estrich ohne weitere Hilfsmittel auf den Boden gegossen werden.
Obwohl der Fließestrich nicht mechanisch oder manuell verteilt, verdichtet, abgerieben und geglättet werden muss, sollte man diesen Vorgang besser nicht unterschätzen und einen Profi beauftragen.
Trockenestrich
Wenn das Aufbringen des Bodenbelags zeitnah geschehen muss, ist die Verlegung von Trockenestrich die perfekte Lösung. Dieses ist meistens der Fall, wenn Sie den Neu-, Aus- oder Umbau eines Raumes oder eines ganzen Hauses planen und Sie dabei nur über ein kurzes Zeitfenster verfügen. Zusätzlich bringt der Trockenestrich keine zusätzliche Feuchtigkeit in den Baukörper, wie es bei Fließestrich der Fall ist.
Im Gegensatz zum Fließestrich trägt der Fachmann den Trockenestrich nicht als Masse vor Ort auf, sondern verlegt ihn als einzelne Platten. Diese gehören zur Trockenbauweise und bestehen in der Regel aus Gips und einer zementären Schicht.
Zu den weiteren Vorteilen des Trockenestrichs zählt, dass er innerhalb von 24 Stunden trocknet, nur eine minimale Aufbauhöhe benötigt und von der Temperatur unabhängig ist. Er ist schnell und einfach zu handhaben und eignet sich für verschiedenste Bodenbeläge.
Vorschau – Alternativen für Sichtestrich von Quarzkiesboden Zimmermann
Alle hier beschriebenen Estricharten bilden einen Untergrund für den späteren Oberboden. Das unterscheidet sie von einer weiteren, speziellen Variante, die wir uns bisher noch nicht angeschaut haben: Dem Sichtestrich. Dieser liegt stark im Trend und wird von vielen Bauherren gewünscht. Hier unterscheiden sich allerdings häufig Vorstellung und Realität. Deshalb stellen wir im dritten Teil unserer Reihe Alternativen zu Sichtestrich vor. Mit diesen umgehen Sie nicht nur mögliche Missverständnisse bei der Bauplanung, sondern sorgen außerdem überall im Haus …
… für einen starken Auftritt!